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Von Cécile Calla
Veröffentlicht am - Aktualisiert am
Die dunklen Wolken der deutschen Konjunktur
Der Himmel über der größten Volkswirtschaft der Eurozone verdunkelt sich weiter. Die Reihe der im Herbst angekündigten Sozialpläne unter den Kronjuwelen der deutschen Industrie (Bosch, Volkswagen, ThyssenKrupp) in Verbindung mit der sehr großen Unsicherheit infolge der Wiederwahl von Donald Trump und der Aussicht auf vorgezogene Parlamentswahlen auf der anderen Seite des Rheins am 23. Februar lassen kaum auf eine Beruhigung schließen. Der IFO-Index, der das Geschäftsklima in Deutschland misst, ist im November zum sechsten Mal in diesem Jahr eingebrochen. Die Stimmung ist in allen Sektoren schlecht, mit Ausnahme des Handels, der aufgrund der Erholung des Konsums einige Hoffnungsschimmer zeigt. In seinem neuesten Wirtschaftsbericht, der am 22. November veröffentlicht wurde, schlug der mächtige deutsche Industrieverband (BDI) Alarm: „Wenn der Industriestandort Deutschland wirklich ein Wesen aus Fleisch und Blut wäre, müssten sich seine Angehörigen langsam Sorgen machen.“ Der Verband rechnet für das Jahr 2024 mit einem Rückgang der Industrieproduktion um 3 %. Und „eine Erholung im Jahr 2025 ist nicht in Sicht“, so der Verband. Dies stimmt mit den Prognosen der Europäischen Kommission überein, die für das Jahr 2024 einen Rückgang des deutschen BIP um 0,1 % prognostiziert, womit Deutschland hinter Frankreich (1,1 %) zurückbleibt.
Zu dieser ohnehin schon gedrückten Stimmung kommt noch die Sorge über die geplante Erhöhung der Zölle auf der anderen Seite des Atlantiks hinzu. Die USA waren im ersten Halbjahr 2024 Deutschlands größter Handelspartner und das neunte Jahr in Folge der größte Abnehmer deutscher Produkte, wobei Pharmazeutika, Maschinen und Autos die Liste anführen.
Das Gespenst eines wirtschaftlichen Niedergangs geht um. „Deutschland ohne Autoindustrie wäre eine Katastrophe“, erklärte Sabine Nallinger, Geschäftsführerin der Stiftung Klimawirtschaft, einer Initiative deutscher Unternehmer, die Wirtschaft und Klimaschutz in Einklang bringen will, in der Süddeutschen Zeitung.
Um die Tragweite einer solchen Veränderung für die deutsche Gesellschaft zu ermessen, muss man sich vergegenwärtigen, dass die Automobilindustrie 770.000 Menschen beschäftigt. Wenn man die Arbeitsplätze der Zulieferer mitzählt, kann man sagen, dass jeder siebte Arbeitsplatz von der Automobilbranche abhängt. Unweigerlich taucht in allen Debatten die Frage auf, ob dem deutschen Modell, das mangelnde Innovation, zu teure Energie, Abhängigkeit vom chinesischen Markt, hohe Arbeitskosten und geringe Digitalisierung vereint, die Luft ausgeht. Viele Experten sind jedoch der Meinung, dass das Land seine Schwächen durchaus noch überwinden kann. „Um wieder eine Wachstumsdynamik zu schaffen und den Industriestandort Deutschland nachhaltig attraktiv zu machen, brauchen wir dringend eine neue handlungsfähige Regierung, die die notwendigen Reformen entschlossen und mutig umsetzt“, mahnt der Bundesverband der Deutschen Industrie.
Wäre der Industriestandort Deutschland tatsächlich ein Wesen aus Fleisch und Blut, dann müssten sich die Angehörigen langsam Sorgen machen.
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