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Startseite › Themen › Kooperation › „Ein einmaliger Reichtum!‟Autor
Von Sylvain Etaix
Veröffentlicht am - Aktualisiert am
Die Dreiländeregion am Oberrhein? Was ist das? Das war die erste Frage, die ich mir stellte, als ich diese unveröffentlichte Ausgabe, die Sie heute in den Händen halten, in Angriff nahm. Da ich weder Elsässer, Badener noch Basler bin (Sorry dafür!), wurde mir bei meinen Begegnungen mit Abgeordneten, Unternehmensleitern, Vertretern von Institutionen und Bürgern schnell klar: diese Region verfügt über einen unglaublichen Reichtum, und ist gleichzeitig von unglaublicher Komplexität.
Reichtum. 3 Länder, 4 Regionen. 6,2 Millionen Einwohner, 272 Milliarden Euro BIP, rund 290.000 Unternehmen mit zahlreichen Weltmarktführern und 100.000 Grenzgängern, 600 Cluster, 6 Universitäten, die im EUCOR-Netzwerk zusammengeschlossen sind, 170.000 Studenten, 5 Nobelpreisträger… Diese wenigen Zahlen geben einen Einblick in den Reichtum dieser einzigartigen Region. Offenheit für andere, Austausch und Teilen strukturieren die täglichen Beziehungen zwischen den Bürgern dieser Region, die noch immer von den Werten des rheinischen Humanismus aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts geprägt ist. Der Rhein ist mehr als ein Symbol, er verkörpert die Identität der Region. Das Leben spielt sich rund um den Rhein ab.
Norma Serpin, Co-Vorsitzende des CAFA RSO, erinnert daran, dass Europa oft mit einem „Flickenteppich“ verglichen wird, dessen „Nähte“ sich an den Grenzregionen befinden. Diese „Nähte“, die den Prüfungen des Lebens (Kriege, Covid) ausgesetzt und drohen zu reißen (die traurige Episode der behördlichen Schließung der Grenzen im Juni 2021 während der Gesundheitskrise ist noch allen im Gedächtnis). In Momenten der Solidarität (die Versorgung französischer Covid-Patienten durch deutsche Krankenhäuser) oder der Versöhnung und Freundschaft (die Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag des Élysée-Vertrags) stärken sich diese „Nähte“. Sie festigen dann den europäischen Zusammenhalt. „Die Grenzregion kann ein „Labor“ sein, nicht nur auf wirtschaftlich, sondern auch auf Ebene der Bürgerschaft und des Zusammenlebens, ein Beispiel für ganz Europa und sogar darüber hinaus. Hier können wir die Idee Europas vorantreiben, wir dürfen diese Chance nicht ungenutzt lassen“, sagt Marianne Therre-Mano, langjährige deutsche Konsulin in Straßburg, mit Nachdruck.
Komplexität. Um die Dreiländerregion zu organisieren und zu verwalten, existiert ein vielschichtiges Gefüge transnationaler Gremien, mit ihren zahlreichen Kommissionen und Unterthemen-Kommissionen. Nach Aussage der Präsidentin des Oberrheinrats und Vizepräsidentin der Region Grand Est, Brigitte Torloting, gibt es davon „zu viele!“. Von außen betrachtet könnte man meinen, dass die deutsch-französische Beziehung in der Grenzregion eine „Formalität“ ist. Doch trotz des Aachener Vertrags von 2019 muss man feststellen, dass viele „Alltagsirritationen“ sowohl für Bürger als auch für Unternehmen bestehen bleiben.
Initiativen angesichts der Herausforderungen. Im Bewusstsein dieser Schwierigkeiten und um den zahlreichen aktuellen Herausforderungen (Klimanotstand, Krieg in der Ukraine, Energie- und Ernährungssouveränität) zu begegnen, sind die Behörden aktiv. Als Vorreiter der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit hat die Collectivité Européenne d’Alsace ein elsässisches Schema der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit eingeführt. Er priorisiert 127 Projekte mit einem dreifachen Ziel: „gemeinsam handeln“, „gemeinsam glänzen“ und „gemeinsam besser werden“. Es wurde viel erreicht, aber es gibt noch viel zu tun. Zahlreiche Initiativen sind im Entstehen oder werden bald ins Leben gerufen: das „Business Twin“ Projekt zur Unternehmenspartnerschaft, das territoriale Marketingprojekt „life valley“ (Weltgesundheitstal), das lange Zeit auf Eis lag und nun wieder aktiviert zu werden scheint, oder auch das Projekt zur Gründung einer binationalen Gesundheitseinrichtung, das von der Präfektin Josiane Chevalier angeregt wurde.
Unsere große Umfrage zu den im Elsass ansässigen Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen zeigt, dass Deutschland nach wie vor der größte ausländische Investor ist. Das ist nichts Neues. Geografische Nähe und Geschichte verpflichten. Aber die Typologie ihrer Investitionen entwickelt sich weiter. Hager (Obernai), Würth (Erstein), Liebherr (Colmar), Sew Usocome (Hagueneau) etc. sind allesamt Weltmarktführer in ihrem Bereich. Es sind historische gewachsene Branchenführer, die so stark mit der elsässischen Region verbunden sind, dass sie als lokale Unternehmen betrachtet werden.
Da Mobilität den grenzüberschreitenden Austausch fördert, wird dieser durch zwei neue Verbindungen erleichtert. Seit Juli 2023 gibt es auf der Brücke des EDF-Staudamms in Marckolsheim einen Radweg, der Frankreich und Deutschland miteinander verbindet. In einigen Monaten wird die künftige Nachtzugverbindung für Reisende zwischen Paris und Berlin in der europäischen Hauptstadt Straßburg halten. Diese neuen Brücken werden die grenzüberschreitende Dimension dieser einzigartigen Region stärken.
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